Benoît Gouez im Portrait – Moët & Chandon neu interpretiert

Mit seinem analytischen Blick, seinem feinsinnigen Gaumen und seiner klaren Vision hat sich Benoît Gouez, Kellermeister von Moët & Chandon, als einer der einflussreichsten Köpfe der Champagne etabliert.
Bei Millésima gehören exklusive Verkostungen mit den großen Namen der Weinwelt zum Alltag – und doch gleicht kein Treffen dem anderen. Wenn sich Kellermeister, Önologen und Visionäre in den Verkostungsräumen des Hauses einfinden, entsteht jener seltene Moment, in dem Fachwissen, Leidenschaft und Zukunftsfragen aufeinandertreffen. Ende Juli war es Benoît Gouez, der charismatische Chef de cave von Moët & Chandon, der diesen Raum mit seiner Präsenz füllte. In präzisen Worten und mit spürbarer Begeisterung zeigte er, dass hinter der scheinbaren Leichtigkeit des Stils von Moët & Chandon eine klare, zukunftsorientierte Vision steht – eine, die Tradition, Technik und Emotion in Einklang bringt.
Labor der Zukunft
Ruhig und analytisch erläuterte der renommierte Kellermeister, wie das Haus seine jahrhundertealte Tradition mit den Werkzeugen der Gegenwart verbindet: Sensoren im Gärkeller, eigene Hefestämme, datengestützte Assemblagen – immer im Dienst einer Idee von Eleganz, die sich wandelt, ohne ihre Herkunft zu verleugnen. Gouez spricht nicht von Revolution, sondern von Balance: zwischen Technik und Emotion, Natur und Intuition. Unter seiner Leitung ist Moët & Chandon zu einem Labor der Zukunft geworden – und bleibt doch der Inbegriff dessen, was Champagner sein soll: großzügig, lebendig, menschlich.
Die Champagne als Spielwiese der Vielfalt
Als Gouez 1998 in die Champagne kam – „ein wenig durch Zufall“, wie er sagt – traf er auf eine Region, die sich als deutlich facettenreicher präsentierte, als ihr Ruf es vermuten ließ. Für ihn ist die Champagne heute eine der technisch ausgefeiltesten und stilistisch vielfältigsten Weinregionen weltweit. Innovation sei hier kein Trend, sondern historisch verankerte DNA.
Ein präzise gesteuertes Qualitätsversprechen
Das Haus wurde 1743 von Claude Moët gegründet. Bereits sein Enkel Jean-Rémy Moët verfolgte die bahnbrechende Idee, sämtliche Ressourcen in die Herstellung von Schaumwein zu investieren – ein Paradigmenwechsel, der aus dem bloßen Handel einen strukturierten Weinbauakteur formte. Heute verfügt die berühmte Champagnermarke über 1.300 Hektar eigene Rebflächen und bezieht zusätzlich Trauben von über 4.500 Hektar, was das Maison zu einem der größten Traubeneinkäufer der Champagne macht.
Was dieses Netzwerk so einzigartig macht, ist der Zugriff auf 280 der 319 Gemeinden der Region, darunter alle 17 Grands Crus. Eine Vielfalt, die sich in der Cuvée-Kunst widerspiegelt und als Basis für ein präzise gesteuertes Qualitätsversprechen dient.
Höchste Präzision
Benoît Gouez vereint in seiner Arbeit analytische Schärfe mit tiefer sensorischer Intuition. Für ihn ist das Assemblieren nicht bloß Technik, sondern ein kreativer Akt. Und die Größe von Moët & Chandon – oft kritisch beäugt – betrachtet er als Chance für höchste Präzision.
"Simplicity is the ultimate sophistication.“ – Leonardo da Vinci
Seine Philosophie: Technologie soll Präzision ermöglichen – aber nicht standardisieren. Jede Cuve soll ihren eigenen Charakter behalten. So ist es kein Zufall, dass Moët & Chandon mit einem der fortschrittlichsten Weinbau- und Vinifikationssysteme weltweit arbeitet.
Modernste Technologien im Dienste der Qualität
Das Weingut setzt auf modernste Technologien: Künstliche Intelligenz unterstützt die Planung der Ernte, während CO₂-Sensoren den Verlauf der Gärung im Fünf-Sekunden-Takt analysieren. Eigene Hefeselektionen werden entwickelt, um die Weine optimal an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen. Schließlich basiert die Assemblage auf einer umfassenden Datengrundlage, die klimatische, sensorische und vinifikatorische Parameter miteinander verknüpft.
Den Klimawandel betrachtet Guez auch als Chance
Der Klimawandel stellt auch die Champagne vor tiefgreifende Veränderungen – und Moët & Chandon begegnet ihnen mit analytischer Weitsicht und Innovationskraft. Während im gesamten 20. Jahrhundert nie im August gelesen wurde – mit Ausnahme des heißen Jahres 1976 –, hat es seit 2003 bereits acht Ernten gegeben, die im August begannen. Die Durchschnittstemperatur ist in den letzten 30 Jahren um 1,5 °C gestiegen, was zu einer merklichen Verkürzung des Zyklus von der Blüte bis zur Lese geführt hat: von vormals 100 auf nunmehr 90 Tage.
Konsequent reduzierte Dosage
Moët & Chandon reagiert auf diese Entwicklungen mit gezielten Anpassungen. Die Dosage wird konsequent reduziert, um die gestiegene Reife durch mehr Frische auszugleichen. Gleichzeitig bleibt die malolaktische Gärung erhalten, da sie frische, aromatische Noten unterstützt. Auch die Auswahl und Entwicklung neuer Hefestämme spielt eine zentrale Rolle: Sie sollen nicht nur robust gegenüber klimatischen Schwankungen sein, sondern auch die aromatische Balance und Struktur des Champagners sichern – selbst bei fortgeschrittener Reife der Trauben.
Brut, Rosé & Millésime: Ikonen im Fokus
Seit 1869 verkörpert das Haus mit seinem Moët Brut Impérial und Rosé Impérial jene Stilistik, die zu seinem Markenzeichen geworden ist: Präzision, Ausgewogenheit und eine zeitlose Eleganz, die Tradition und Moderne verbindet. Der Brut Impérial steht dabei für die pure Essenz des Hauses – konstant und universell –, während der Rosé Impérial mit seiner spannungsvollen Verbindung aus Frucht, Frische und Struktur die kreative Energie der Kellermeister zum Ausdruck bringt.
Während der klassische Non-Vintage-Stil bei Moët & Chandon für Konstanz, Teamarbeit und breite Zugänglichkeit steht, verkörpert der Jahrgangschampagner das Gegenteil: Er zelebriert das Unerwartete, das Einmalige, das persönlich Entschiedene.
Millésime: Der Ausdruck des Jahrgangs als Essenz
Besonders eindrucksvoll zeigt sich diese Philosophie in den Jahrgängen 2013 und 2016. Der Jahrgang 2013 – die einzige Oktoberlese in Benoît Gouez’ bisheriger Karriere – zeichnet sich durch einen kühlen, klassischen Herbstcharakter aus. Noten von Kastanie, feuchtem Waldboden und Rauch verleihen ihm Tiefe und eine herbstliche Noblesse. 2016 hingegen war von extremen Wetterbedingungen geprägt, dennoch entstand ein überraschend harmonischer, nahezu nahtlos wirkender Champagner. Der außergewöhnlich hohe Anteil an Chardonnay brachte Balance und Frische in ein schwieriges Jahr.
Seit 2002 werden alle Jahrgänge ausschließlich als Extra-Brut-Champagner abgefüllt – mit weniger als 5 g/L Dosage. Dies ist Ausdruck einer klaren stilistischen Entscheidung: maximale Reinheit, klare Konturen, pure Eleganz.
Haute Champagne – Die vierte Dimension des Champagners
Mit der Linie Collection Impériale geht Moët & Chandon weit über die traditionellen Parameter der Assemblage hinaus. Inspiriert von der Welt der Haute Couture und Haute Cuisine, eröffnet das Haus eine neue Dimension des Champagners: die Haute Champagne. Neben Rebsorte, Herkunft und Jahrgang fließt nun auch der Ausbaustil aktiv in die Cuvée ein. Drei Reifungsarten ergänzen sich harmonisch: Edelstahl bringt die Primärfrucht und Lebendigkeit, der Ausbau im großen Holzfass – in sogenannten Foudres – verleiht sekundäre, strukturgebende Noten, während die lange Lagerung auf der Hefe die tertiären Aromenkomponenten liefert. Im Fall der Collection Impériale etwa ein Wein mit zehn Jahren Hefelager, der Tiefe und Noblesse entfaltet.
Das Ergebnis ist ein Zero Dosage ohne Zuckerzusatz, jedoch mit gezielter Sulfit-Dosage zum Schutz des Weins. Aromatisch entwickelt sich dieser Champagner von reduktiven Noten über Röstaromen bis hin zu kandierten Zitrusfrüchten – stets getragen von einer bemerkenswert salinen Länge.
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