6 edle Alternativen zu Champagner – von Crémant bis alkoholfrei

6 edle Alternativen zu Champagner – von Crémant bis alkoholfrei

Von elsässischen Crémants bis zur lombardischen Franciacorta: Diese Schaumweine erreichen Champagner-Niveau dank traditioneller Flaschengärung und verwöhnen selbst champagnerverwöhnte Gaumen.

Letzte Woche im Monoprix, Rue de Rennes. Ich stehe vor dem Weinregal, in der Hand einen italienischen Schaumwein für 18 Euro. Neben mir eine ältere Dame, die prüfend eine Flasche Rosé-Champagner in der Hand hält, die mehr als das Doppelte kostet. „Für meine Enkelin", sagt sie unvermittelt. „Aber ehrlich gesagt – schmeckt man den Unterschied wirklich?"

Ja, erfahrene Champagnertrinker schmecken einen Unterschied

Champagner bleibt Champagner. Geschützt durch Vorschriften, die präziser sind als ein Notarvertrag, verkörpert er eine Idee von Exzellenz, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat. Die Kreideböden von Épernay und Reims, die kühlen Temperaturen, die langen Reifezeiten – all das prägt einen Stil, der nicht ohne Grund nach wie vor weltweit Maßstäbe setzt.

Und dennoch: Manchmal hat man mit einer 18-Euro-Flasche mehr Freude als mit einem Champagner-Kauf. Vorausgesetzt, man entscheidet sich für einen qualitativ hochwertigen Tropfen. Wie man den erkennt?

Die wichtigsten Qualitätsmerkmale von Schaumwein

Diese Orientierungspunkte dürften Ihnen bei der Wahl der richtigen Flasche helfen:

1. Die Methode: Traditionelle Flaschengärung bringt Komplexität, feine Perlage, Lagerpotenzial. Charmat bringt Frucht, Frische, Zugänglichkeit. Ancestrale bringt Überraschung, Lebendigkeit, Authentizität.

2. Die Herkunft: Strenge Appellationen (Crémant, Franciacorta) sind gute Qualitätsindizien. Sie garantieren Mindeststandards, die sich schmecken lassen. Aber auch hier gibt es Unterschiede – ein Crémant du Jura schmeckt anders als einer aus dem Elsass.

3. Zuckergehalt: Brut Nature (0–3 g/l) zeigt den Wein pur, ohne Maske. Extra Brut (0–6 g/l) gibt minimal Kontur. Brut (0–12 g/l) ist der harmonische Kompromiss, den die meisten bevorzugen. Alles darüber (Sec, Demi-Sec) wird süßer – nicht falsch, aber Geschmackssache.

4. Das Etikett: Transparenz ist ein Qualitätszeichen. Jahrgang, Rebsorte, Dosage, Lagerzeit – Details zeigen, dass jemand stolz auf sein Produkt ist und nichts zu verbergen hat.

5. Alkoholgehalt: Ob 12 Prozent, 7 Prozent oder 0 Prozent – entscheidend ist, dass die Qualität stimmt. Alkoholfrei ist kein Makel, sondern eine Option.

Sechs Alternativen für Champagnerliebhaber, von der Redaktion getestet

Welche Schaumweine ähneln dem Champagner am meisten?

Die ehrliche Antwort: jene, die mit ähnlichen Mitteln arbeiten. Chardonnay und Pinot Noir sind die Brücke – dieselben Rebsorten, die in der Champagne die Hauptrolle spielen, prägen auch die besten Crémants aus dem Elsass, der Bourgogne und der Loire. Ampelographisch gesehen sind das Geschwister, keine entfernten Cousins.

So mancher Edelschäumer kommt gar ganz ohne Alkohol aus. Dass sich Letztere steigender Beliebtheit erfreuen, ist einer rapide wachsenden Anzahl qualitativ hochwertiger Erzeugnisse zu verdanken, die nun endlich auch ihren Platz auf den Getränkekarten renommierter Spitzenrestaurants gefunden haben.

Alkoholfreier Genuss

Vor drei Monaten war ich auf einer Vernissage im Marais. Champagner floss, wie es sich gehört. Aber die interessanteste Flasche des Abends war eine andere: French Bloom, ein alkoholfreier Schaumwein, der mehr Aufmerksamkeit bekam als mancher Luxusschäumer.

Lange Zeit galt alkoholfrei als Kompromiss. Als das, was man trinkt, wenn man muss, nicht wenn man will. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Der Griff zum alkoholfreien Getränk ist keine Verzichtserklärung mehr. Er ist eine Wahl. Und zwar eine, die zunehmend mit Genuss verbunden wird. Und manchmal verzichten wir auf einen Wein, weil die alkoholfreie Variante schlicht die geschmacklich interessanteste Wahl war.

French Bloom: Luxus ohne Prozente

French Bloom ist das beste Beispiel dafür, wie weit alkoholfreie Schaumweine gekommen sind. Nach der traditionellen Methode hergestellt, dann entalkoholisiert – das Ergebnis ist eine Flasche, die optisch, geschmacklich und haptisch mit Champagner mithalten kann. 

Feine Perlage, komplexe Aromen, elegante Struktur. Kein Saft, kein Kombucha-Ersatz, sondern ein Schaumwein, der zufällig keinen Alkohol enthält. Bei einem Dinner neulich wurde French Bloom zu Austern serviert. Niemand hat gefragt, ob da Alkohol drin ist. Alle haben genossen.

Das ist der Punkt.

Gute alkoholfreie Schaumweine stellen sich nicht als schlichte Alternative dar. Sie sind einfach da – gleichwertig, eigenständig, selbstbewusst alkoholfrei.

Alkoholarme Pét-Nats: Der Mittelweg

Zwischen ganz und gar nicht gibt es noch eine dritte Option: alkoholarme Weine. Manche Pét-Nats kommen von Natur aus auf nur 6 bis 9 Volumenprozent – deutlich weniger als die üblichen 11 bis 13 Prozent.

Das liegt an der frühen Abfüllung, der kurzen Gärung, der ancestralen Methode. Das Ergebnis ist leicht, frisch, trinkbar – ohne schwer zu machen. Perfekt für lange Sommerabende, an denen man nicht nach zwei Gläsern müde werden will.

Auch hier gilt: Es geht nicht um Verzicht.

Es geht darum, die Wahl zu haben. Um die Freiheit, den Abend so zu gestalten, wie man möchte – mit Alkohol, ohne, oder irgendwo dazwischen.

Welche Crémants kommen dem Champagner am nächsten?

Terroirbedingt stechen besonders Crémants de Bourgogne und d'Alsace hervor. Die kühlen Klimata, die kalkhaltigen Böden – hier gibt es geologische Parallelen zur Champagne, die sich im Glas widerspiegeln. Wer einen Crémant de Bourgogne von Bruno Dangin probiert, versteht sofort, was gemeint ist: Präzision, Mineralität, Finesse.

Und dann ist da noch die Loire. Vouvray, vinifiziert aus Chenin Blanc, spielt in einer eigenen Liga. Die Rebsorte ist eine andere, das Terroir auch – und doch zeigen manche Cuvées eine Komplexität und Eleganz, die an große Champagner erinnert. Nicht durch Imitation, sondern durch handwerkliche Exzellenz.

Trotzdem: Die Reifezeiten sind oft kürzer (9 statt 15 Monate Mindestlager), die Terroirs unterscheiden sich im Detail, die regionalen Rebsorten bringen eigene Persönlichkeiten mit. Ein Crémant bleibt ein Crémant. Und das ist auch gut so.

👉Crémant vs. Champagner: Was die Schaumweine verbindet – und trennt

Franciacorta: Italiens elegante Antwort

In der Lombardei, südlich des Iseosees, liegt die Franciacorta-Region. Hier nimmt man Schaumwein ernst. Die DOCG-Vorschriften sind streng, die Ambitionen hoch, die Ergebnisse beeindruckend.

Franciacorta-Weine reifen lange – oft länger als gesetzlich vorgeschrieben. Die Produzenten arbeiten mit Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Blanc, vinifizieren in kleinen Chargen, experimentieren mit Reserveweinen. Ca' del Bosco etwa produziert Schaumweine, die sich mühelos neben große Champagnerhäuser stellen lassen. Maurizio Zanella, der das Weingut 1968 gründete, hat die Messlatte für italienische Schaumweine neu definiert.

Franciacorta kostet oft 30 Prozent weniger als vergleichbarer Champagner – bei ähnlicher Qualität. Wer Italien nur mit Prosecco verbindet, hat Franciacorta noch nicht entdeckt. Ein Versäumnis, das sich lohnt zu korrigieren.

Prosecco: Unterschätzte Leichtigkeit aus Italien

Prosecco hat zu Unrecht einen Ruf als Massenware. Ja, der Prosecco-Markt wird von industriellen Varianten dominiert, die nach wenig schmecken außer Kohlensäure. Aber guter Prosecco – etwa aus Valdobbiadene oder Conegliano, den DOCG-Zonen – ist eine Entdeckung wert.

Die Charmat-Methode (Gärung im Tank statt in der Flasche) erzeugt fruchtige, florale Noten und feine Perlage. Das ist kein Mangel, sondern ein anderer Ansatz. Prosecco will nicht Champagner sein. Er will leicht, zugänglich, sommerlich sein. Die Glera-Traube bringt Birne, grüner Apfel, weiße Blüten – Aromen, die an heißen Tagen erfrischen, ohne zu ermüden.

Produzenten wie Bisol, seit dem 16. Jahrhundert im Geschäft, zeigen, dass Prosecco Terroir ausdrücken kann. Ihre Parzellen in den steilen Hügeln von Conegliano bringen Weine hervor, die weit mehr sind als Aperitif-Füller.

Das Urteil der Redaktion?

An so manchen lauen Sommerabenden ist ein gekühlter Prosecco di Valdobbiadene oft die bessere Wahl als ein schwerer Vintage Champagner. Nicht jeder Moment verlangt nach Monumentalität. Manchmal reichen Eleganz und Leichtigkeit.

Pét-Nat: Der Unkonventionelle

Der Pétillant Naturel ist das Gegenteil von Berechenbarkeit. Méthode ancestrale: Der Wein wird vor Ende der Gärung abgefüllt, fermentiert in der Flasche weiter, fertig. Kein Degorgieren, keine Dosage, keine Standardisierung. Die Hefe bleibt drin, der Wein bleibt lebendig.

Das Ergebnis? Oft trüb, immer anders, manchmal genial. Pét-Nat ist Naturwein in perlig – mit allen Überraschungen, die dazugehören. Wer Abenteuerlust mitbringt, wird belohnt.

Die Loire-Winzer vom Spitzenweingut Fosse-Sèche etwa vinifizieren in Betoneiern und Amphoren. Ihre Pét-Nats sind lebendig und erfrischend unkonventionell. Adrien und Guillaume Pire arbeiten mit spontaner Gärung, langem Hefelager, null Schwefel. Das Ergebnis sind Weine, die polarisieren – und genau deshalb faszinieren.

Pét-Nat ist kein Wein für jeden Tag.

Aber definitiv etwas für Tage, an denen man etwas erleben will.

Nicht zuletzt geht es auch um Timing

Zum Aperitif

Zum Aperitif eignen sich schlanke Crémants, Extra Brut, elegante Rosés. Oder ein alkoholfreier French Bloom, wenn der Abend lang werden soll. Nichts Schweres, nichts Süßes – nur Frische, die Appetit macht und Gespräche öffnet.

Zum Essen

Vouvray oder Montlouis-sur-Loire aus Chenin Blanc passen wunderbar zu Fisch, Meeresfrüchten, hellem Geflügel. Ihre Frische balanciert Fett, ihre Struktur trägt komplexe Aromen. Der Chenin Blanc bringt zudem eine Säure mit, die Speisen hebt, ohne sie zu dominieren.

Zum Dessert

Moscato d'Asti – zart, süß, aromatisch. Ein Gedicht zu Obsttorten, Panna Cotta oder einfach pur auf der Terrasse. Produzenten wie Ceretto zeigen, dass Moscato weit mehr sein kann als süßer Einstiegswein.

Drei Produzenten, die begeistern

Valentin Zusslin (Elsass)

Valentin Zusslin ist seit 1691 in Orschwihr ansässig und blickt auf dreizehn Generationen Weinbau zurück. Biodynamie seit 1997, minimalistische Vinifikation, außergewöhnliche Crémants. Hier schmeckt man Terroir in seiner reinsten Form – Bollenberg, Clos Liebenberg, Grand Cru Pfingstberg.

La Taille aux Loups (Loire)

Jacky Blot ist Chenin-Blanc-Purist und Pionier des biologischen Anbaus in Montlouis-sur-Loire. Der Domaine de la Taille aux Loups „Triple Zéro" (null Dosage, null Schwefel, null Kompromisse) ist eine Offenbarung für alle, die Klarheit und Radikalität lieben.

Markus Molitor (Mosel)

Über sieben Jahre Hefelager, natürliche Gärung in Edelstahltanks, deutsche Präzision. Die Schaumweine von Markus Molitor sind Weltklasse – und werden oft unterschätzt, weil sie nicht aus Frankreich kommen. Ein Fehler, den man korrigieren sollte.

Probierpaket von der Loire

Unsere mit Liebe zusammengestellte Crémant-Probierkiste von der Loire illustriert perfekt den dynamischen Aufschwung der Region: Viele Weingüter setzen hier ständig neue Qualitätsstandards und beschreiten unbekannte Wege. Dazu kommt eine lange Schaumweintradition – allesamt ideale Voraussetzungen für das Entstehen faszinierender und vielfältiger Cuvées, von denen wir einige ausgewählt haben.

Zurück zum Monoprix ...

Die Dame hat sich letztendlich übrigens für einen Crémant entschieden. „Dann bleibt noch Geld für Blumen", sagt sie lächelnd. Ich nicke. Manchmal ist das die beste Entscheidung: Geld für Wein und Blumen. Oder zwei Flaschen statt einer. Oder eine mit Alkohol und eine ohne.

👉 Was ist Champagner wert?

Auch zu lesen

Kein Korkenzieher griffbereit? Kein Problem: Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihren Wein trotzdem stilvoll öffnen – vom Schuh über den Schlüssel bis zur Schraube: 7 (relativ) einfache Tipps und Tricks für den Notfall.

18.12.2025

Kaum zwei Rebsorten verkörpern die französische Weinkultur so unterschiedlich und sind doch historisch so eng verwoben. Doch welcher der beiden Rotweine überzeugt heute im Glas am meisten?

24.11.2025

Oft zitiert, aber selten richtig verstanden: Im Bordelais bezieht sich der Begriff auf das Weingut, im hochkomplexen Klassifikationssystem der Bourgogne auf das Terroir, in der Champagne auf die Ortschaft.

7.11.2025

Der kraftvoll-komplexe, elegante Brunello di Montalcino zählt zu den renommiertesten Rotweinen Italiens. In diesem Beitrag enthüllen wir 7 interessante Fakten zum Spitzenwein aus der Toskana!

22.10.2025

La Rioja ist nicht nur die bekannteste Weinregion der iberischen Halbinsel, sondern auch eine der bedeutendsten Anbaugebiete der Welt und Heimat zahlreicher großer Gewächse und Winzer mit Weltrenommee.

1.10.2025

Die burgundischen Spitzenweinbaugebiete Vosne-Romanée, Puligny-Montrachet und Pernand-Vergelesses trugen nicht immer die Namen, unter denen wir sie heute kennen. Wir verraten Ihnen die Geschichte ihrer Bezeichnungen!

29.9.2025
2.0.0