Was ist Portwein? Auf den Spuren von Ruby, Tawny, Vintage Port und Co.
Vintage Port ist der exklusivste aufgespritete Wein der Welt. Aber was macht den Tropfen aus dem Douro-Tal so besonders? Was unterscheidet einen Tawny von einem Ruby? Und was definiert einen wirklich guten Portwein?
Portwein – der Name allein weckt Assoziationen von reichem, samtigem Geschmack und dunklen Früchten. Er ist das Aushängeschild portugiesischer Weinkultur und begeistert Weinliebhaber auf der ganzen Welt. Doch was macht den Süßwein aus Portugal eigentlich so hochexklusiv? Aber der Reihe nach …
Was genau ist Portwein?
Portwein ist ein verstärkter Süßwein aus der portugiesischen Douro-Region, der seinen Namen von der Hafenstadt Porto ableitet. Er entsteht, indem der Gärungsprozess des Weins durch die Zugabe von hochprozentigem Branntwein gestoppt wird. Dadurch bleibt ein Teil des natürlichen Zuckers der Trauben erhalten, was dem Portwein seine charakteristische Süße verleiht, gleichzeitig führt dies zu einem erhöhten Alkoholgehalt.
Welcher Portweinstil zu welchem Trinkprofil?
Ruby Port - Für Einsteiger
Ein Ruby Port ist im Allgemeinen eine Mischung aus Weinen verschiedener Jahrgänge mit einer durchschnittlichen Fassreife von 3 bis 5 Jahren, wobei ein Ruby Reserve (oder Finest Reserve) von einer längeren Reifezeit profitiert. Hier dominiert deutlich die Frucht, mit Noten von roten und schwarzen Johannisbeeren. Es ist ein vergleichsweiser erschwinglicher Portwein, der sich hervorragend zu würzigem Käse und süßen Desserts genießen lässt. Nach dem Öffnen sollte der rubinrote Süsswein schnell konsumiert werden, da er sonst an Geschmack verliert.
Tawny Port - Für Fortgeschrittene
Ein Tawny reift mindestens 5 Jahre lang in 500-Liter-Eichenfässern. Der Kontakt mit dem Holz und dem in der Luft enthaltenen Sauerstoff hat eine oxidative Wirkung auf den Wein. Je nach Reifezeit gibt es verschiedene Unterkategorien: So wird die Bezeichnung Tawny Reserve für einen Portwein verwendet, der 7 bis 8 Jahre alt ist. Aber ein Tawny kann auch um einiges älter sein. Es gibt Old Tawnys, die 10, 20, 30 oder gar 40 Jahre gereift sind. Umso herausfordernder ist es, ein allgemeingültiges Geschmacksprofil für Tawnys zu zeichnen. Durch die längere Fasslagerung kommt er reifer daher als ein Ruby. Häufig weist er Noten von getrockneten Früchten oder schwarzer Schokolade auf, wobei die Fruchtsüße eher in den Hintergrund tritt.
Vintage Port - Für Kenner und Sammler
Hier handelt es sich um die Königsklasse unter den Portweinen: Die Qualifikation Vintage Port ist den edelsten Exemplaren aus den besten Terroirs vorbehalten. Diese Portweine werden nur 3- bis 4-mal pro Jahrzehnt produziert und machen lediglich 3% der Portweinproduktion aus. Er unterscheidet sich von anderen Portweinsorten durch zwei wesentliche Merkmale:
Erstens müssen alle für diesen Wein verwendeten Trauben aus demselben Jahrgang stammen. Zweitens ist er der einzige Portweintyp, der ausschließlich in der Flasche reift. Nach der Ernte erfolgt die Abfüllung typischerweise innerhalb von zwei bis drei Jahren; anschließend reift der Wein in der Flasche weiter, was 10 bis 50 Jahre dauern kann. Dementsprechend immens ist ihr Lagerpotenzial: So sind einige Exemplare, die mehr als ein Jahrhundert alt sind, geschmacklich immer noch absolut außergewöhnlich.
Ein Vintage Port sollte unbedingt vor dem Genuss dekantiert werden, um den Tropfen von seinem Depot zu befreien, der durch die lange Flaschenreifung entsteht.
Late Bottled Vintage Port - Zwischen Tawny und Vintage
Der Late Bottled Vintage (oder LBV) wird wie der Vintage Port aus einem sehr guten Jahrgang gewonnen und wird 4 bis 6 Jahre in Holzfässern gereift, was eine langsame oxidative Entwicklung ermöglicht. Diese Portweine kommen im Glas etwas heller daher und sind früher trinkreif.
Die unterschiedlichen Qualitätsstufen
Flaschengereifte Portweine
Bei den flaschengereiften Rubys handelt es sich um den Einstiegsportwein. Diese Ports sind trinkfertig und variieren in ihrer Reifezeit sowie den verwendeten Rebsorten. Die unteren Kategorien beginnen beim Standard Ruby über den Reserve Ruby und Crusted Port, der Bodensatz enthält, bis hin zum LBV (long bottled vintage) und dem exklusiven Vintage Port, der als Spitzenjahrgang ausschließlich in der Flasche reift und die Qualitätsspitze unter den Portweinen bildet.
Fassgereifte Portweinstile
Bei den fassgereiften Tawnys gibt es ebenfalls unterschiedliche Qualitätsstufen. Diese reichen vom Standard Tawny bis hin zum Old Tawny, der in Pipen (traditionelle Fässer) überdurchschnittliche Jahrgänge 10, 20, 30 oder 40 Jahre lang reifen kann. Colheita Ports, die mindestens sieben Jahre gelagert werden und ebenfalls bis zu 40 Jahre alt sein können, unterscheiden sich von den Old Tawnys darin, dass sie aus einem einzigen Jahrgang bestehen, während Old Tawnys Mischungen aus verschiedenen Jahrgängen derselben Altersgruppe sind. Aus diesem Grund werden Colheitas auch oft als Jahrgangs-Ports bezeichnet.
Jahrgänge, die man nicht verpassen sollte
Manche Jahrgänge bleiben unvergesslich. Eines der größten Jahre für Portwein ist der Jahrgang 1994. Der 1994er, der als einer der größten Jahrgänge des 20. Jahrhunderts gilt, zeichnet sich mit außergewöhnlicher Komplexität und Struktur aus und ist ein wahrer Juwel des Portweins. Auch der Jahrgang 2000 brachte Portweine hervor, die sich durch ihre große aromatische und den Mund füllende Konzentration auszeichnen, während sich der 2007er durch seine rassigen, intensiv fruchtigen Portweine voller Frische hervortat.
Der Jahrgang 2016 stellte den letzten außergewöhnlichen Jahrgang dar, der im April 2018 zur Weinlese erklärt wurde. Der Vintage Port 2016 ist das Versprechen eines Tropfens, der aufgrund seiner Eleganz, seiner Finesse, der herrlichen Struktur der Tannine und der lebendigen Säure sein Jahrhundert prägen wird.
Die wichtigsten Rebsorten für Portwein
Portwein wird vorwiegend in Rot hergestellt und umfasst Rebsorten wie Touriga Nacional, Tinta Roriz, Touriga Franca, Tinta Cao und Tinta Barroco. Der Süßwein wird meistens als Porto Blend hergestellt, also einer Mischung verschiedener Rebsorten.
Weißer Port wird aus den Rebsorten Malvasia Fina, Codega, Arinto, Cercial und Rabigato gekeltert.
Touriga Nacional - Portugals Königsrebe
Die autochthone Rebsorte Touriga Nacional zählt zu den prominentesten und am weitesten verbreiteten Reben Portugals, und ist ein beliebter Bestandteil für hochwertige Portweine. Zunehmend findet sie auch Verwendung in der Herstellung trockener Rotweine - und das nicht nur auf portugiesischem Boden. Die Sorte erzeugt ausbalancierte, aromatisch intensive Rote mit samtigen Tanninen und angenehmer Säure. Das vielfältige Aromenspektrum reicht von Bergamotte über Rosmarin bis zu Veilchen. Darüber hinaus ist die Traube für ihr herausragendes Alterungspotenzial bekannt.
Kleines Portwein-FAQ
Was ist guter Portwein?
Taylor's, Graham's, Niepoort, Dow's, Fonseca, Ramos Pinto: All diese angesehenen Weinhäuser sind Synonym für hochwertigen Portwein. Was letztendlich ein guter Portwein ist, hängt natürlich nicht zuletzt vom persönlichen Geschmack ab – und von der Gelegenheit.
So ist ein klassischer, fruchtig-frischer Ruby in Portugal ein sehr beliebter Aperitif. Ältere Tawnys sind perfekte Begleiter zu herzhaft-edlen Vorspeisen: Die Franzosen lieben ihn zu Foie Gras. Das Fett harmoniert hier außerordentlich gut mit der oxidativen Note des Tawny’s. Vintage Ports wiederrum passen perfekt zu dunklem Fleisch wie Wild, zu Gans, Ente oder auch zu kräftigem Käse oder Schokoladendesserts, können aber auch als Highlight eines schönes abends Solo getrunken werden.
Was ist weißer Portwein (oder White Port)?
Der weiße Portwein ist eine halbtrockene Variante mit einer dezenten Süße. Die Reifezeit variiert je nach Sorte. Im Geschmack präsentiert sich der White Port oft holzig mit Anklängen von exotischen Früchten. Er passt besonders gut zu leichten Gerichten wie Salat, Früchten oder Kuchen und bietet eine erfrischende Alternative zu den dunkleren Portweinen.
Wie hoch ist der Alkoholgehalt von Portwein?
Der Alkoholgehalt von Portwein beträgt in der Regel zwischen 19 und 22 Prozent. Er liegt damit höher als bei Rotwein, der meist zwischen 12 und 15 Prozent liegt – und übertrifft auch den Sherry, der einen Mindestalkoholanteil von 15 Prozent aufweisen muss.
Der figurbewusste Weinfreund weiß: Je mehr Alkohol und Zucker, umso mehr Kalorien im Glas. So kommt es, dass der hedonistische Süßwein im Durchschnitt auf stolze 158 Kalorien pro Glas kommt. Mehr zum Thema Wein und Kalorien erfahren Sie in unserem gleichnamigen Blog-Beitrag.
Was ist der Unterschied zwischen Wein und Portwein?
Der Hauptunterschied zwischen Wein und Portwein liegt in der Herstellung und dem Alkoholgehalt. Wein wird durch die Gärung von Traubenmost hergestellt, wobei der natürliche Zuckergehalt der Trauben in Alkohol umgewandelt wird. Portwein hingegen ist ein Süßwein aus Portugal, der während des Gärungsprozesses mit Branntwein angereichert wird. Dadurch wird die Gärung gestoppt, sodass der Portwein süßer bleibt und einen höheren Alkoholgehalt im Vergleich zu klassischem Wein hat. Portwein reift oft länger im Fass und kann mitunter mit einem immensen Lagerpotenzial aufwarten.
Was ist der Unterschied zwischen Madeira und Portwein?
Madeira wird auf der gleichnamigen portugiesischen Insel produziert. Das subtropische Klima und die vulkanischen Böden der Insel beeinflussen den Geschmack und die Textur des Madeira-Weins. Madeira wird überwiegend aus weißen Trauben hergestellt. Die Farbe variiert zwischen Goldgelb, Bernstein und Mahagoni, abhängig von der Reifung und den verwendeten Traubensorten. Madeira ist ebenfalls ein aufgespritzter Wein, der jedoch nach der Unterbrechung der Gärung einer speziellen Hitzebehandlung unterzogen wird. Diese Methode, bekannt als "Estufagem", simuliert die Bedingungen einer langen Seereise und verleiht dem Madeira-Wein seine typischen Aromen von süßer Fruchtmarmelade, Vanille, Toffee und Schokolade.
Was ist der Unterschied zwischen Sherry und Portwein?
Sherry und Portwein sind beide verstärkte Weine, unterscheiden sich jedoch in Herkunft, Herstellung und Geschmack. Sherry stammt aus dem spanischen Jerez und wird nach der vollständigen Gärung mit Branntwein angereichert, was zu einer Vielzahl von trockenen bis süßen Stilen führt. Portwein hingegen kommt aus dem Douro-Tal in Portugal und wird während der Gärung mit Branntwein versetzt, wodurch die Gärung gestoppt wird und der Wein süßer bleibt. Sherry reift oft im sogenannten Solera-System, das verschiedene Jahrgänge mischt, während Portwein in der Regel eine längere Flaschen- oder Fassreifung durchläuft. Portwein ist im Allgemeinen süßer, während Sherry eher trockene Varianten bietet.
Ein bisschen Geschichte …
Die Geschichte des Portweins ist eng mit den Entwicklungen in Portugal, England und Frankreich verknüpft, wobei politische und wirtschaftliche Krisen der beteiligten Länder seine Entstehung maßgeblich beeinflussten. Als im Jahr 1667 der französische Premierminister Colbert ein Embargo gegen englische Lebensmittel verhängte, konterte der englische König Karl II. mit einem Importstopp französischer Produkte, was den Weinhandel stark beeinträchtigte. Englische Kaufleute wandten sich daraufhin Portugal zu und begannen, portugiesische Weine gegen in britischen Gewässern gefangenen Kabeljau zu tauschen. Sie lernten schnell die robusten Rotweine der Douro-Region zu schätzen.
Doch die rauen Seebedingungen während des Transports stellten die Händler vor Herausforderungen. Sie begannen, den Rotwein mit Brandy oder Cognac zu versetzen, um den Alkoholgehalt zu erhöhen und den Tropfen haltbarer zu machen. Diese Praxis führte zur Entstehung des Portweins, der sich durch Rundheit, Opulenz und ein hervorragendes Alterungspotential auszeichnet. 1756 nahm der Marquis de Pombal, portugiesischer Premierminister, eine Klassifizierung und Demarkierung der Weinberge im Douro-Tal vor. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts transportierten die charakteristischen „Rabelos“-Boote den Süsswein entlang des Douro zu seinem Verschiffungsort in Porto, wodurch der „Vinho do Porto“ auch ein Symbol der Stadt Porto wurde.
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