Saint-Émilion: Die 10 charakterstärksten Wein-Jahrgänge seit 1980

Die Weingüter von Saint-Émilion gehören zur Elite des Bordelais und bringen einige der begehrtesten Weine hervor. Seit 1980 ragen einzelne Jahrgänge besonders heraus – geschätzt von Kennern und Sammlern weltweit.
In diesem umfassenden Überblick präsentieren wir die zehn charakterstärksten Jahrgänge der legendären Bordeaux-Appellation und erklären, warum sie in keinem gut sortierten Weinkeller fehlen sollten.
Geschichte und Bedeutung des Weinbaugebiets Saint-Émilion
Die Geschichte des Weinbaus in Saint-Émilion reicht weit zurück bis in die Zeit der römischen Herrschaft. Selbst der Dichter Ausonius, nach dem auch das berühmte Château Ausone benannt ist, betätigte sich dort als Winzer. Die Stadt selbst wurde im 8. Jahrhundert von einem Eremiten namens Émilion gegründet und entwickelte sich zu einem wichtigen Etappenpunkt für Pilger auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela.
Heute erstreckt sich das Weinbaugebiet über etwa 5.700 Hektar, bewirtschaftet von rund 1.000 Winzern. Saint-Émilion bildet zusammen mit Pomerol das Kerngebiet der Rive Droite, sprich des rechten Ufers der Gironde und der Dordogne - auch als Libournais bekannt. Diese geografische Zuordnung unterscheidet die Region vom linken Bordeaux-Ufer, zu dem die Médoc-Halbinsel und die Region Graves gehören.
Die Rotweine aus Saint-Émilion haben sich über Jahrhunderte einen exzellenten Ruf erarbeitet und gehören zu den begehrtesten Frankreichs. Die Kombination aus idealem Terroir, traditionellem Handwerk und ständiger Innovation hat dazu geführt, dass die Region ihren Status als Premium-Weinanbaugebiet festigen konnte.
Das Terroir und die Rebsorten von Saint-Émilion
Das besondere Terroir von Saint-Émilion ist ein wesentlicher Faktor für die außergewöhnliche Qualität der Weine. Die Region profitiert von einer einzigartigen Mischung aus Kalkstein-, Lehm- und Sandböden, die jeweils unterschiedliche Eigenschaften in den Weinen hervorbringen.
In den Cuvées von Saint-Émilion dominiert typischerweise die Rebsorte Merlot, die den Weinen eine samtige Textur und fruchtige Aromen verleiht. Es gibt jedoch Ausnahmen: Einige Weingüter auf dem Plateau an der Grenze zum benachbarten Pomerol, wie Château Figeac und Château Cheval Blanc, setzen überwiegend auf Cabernet Sauvignon bzw. Cabernet Franc. Diese Vielfalt an Rebsorten trägt zur Komplexität und Vielschichtigkeit der Saint-Émilions bei.
Ein typischer Saint-Émilion Grand Cru wie der Clos des Menuts besteht beispielsweise aus einer Assemblage von 85% Merlot, 10% Cabernet Sauvignon, 5% Cabernet Franc. Diese Zusammensetzung verleiht dem Wein Kraft und Eleganz zugleich, mit einer tiefen Farbe, runden und kraftvollen Geschmacksnoten sowie einer beeindruckenden Länge am Gaumen. Die Reifung in Barriquefässern bringt subtile Tannine hervor, die dem Wein Struktur und Lagerpotenzial verleihen.
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Die Klassifizierung der Weine von Saint-Émilion
Eine Besonderheit der Region ist das Klassifikationssystem, das 1955 auf Initiative des Syndicat viticole der Weine von Saint-Émilion eingeführt wurde. Dieses System sollte als Qualitätsgarantie für die Weine der Appellation dienen. Interessanterweise wurden bereits 1948 erste Qualitätskontrollen durch Verkostungen eingeführt.
Das Klassifikationssystem wird alle zehn Jahre überarbeitet, wobei die letzte Revision im September 2022 stattfand - die siebte seit der Einführung der Klassifizierung. Die vorherige Ausgabe von 2012 war bis Mai 2022 umstritten, was die Komplexität und Bedeutung dieser Einstufungen unterstreicht.
Eine weitere Besonderheit: Saint-Émilion verfügt über zwei kommunale Appellationen:
· Saint-Émilion
Die Klassifikation von 2022 unterteilt die besten Weingüter in folgende Kategorien:
Premiers Grands Crus Classés:
· Château Beau-Séjour Bécot
· Château Beauséjour (Héritiers Dufau-Lagarrosse)
· Château Bélair-Monange
· Château Canon
· Château Canon la Gaffelière
· Clos Fourtet
· Château Figeac (A)
· La Mondotte
· Château Larcis Ducasse
· Château Pavie (A)
· Château Pavie Macquin
· Château Troplong Mondot
· Château TrotteVieille
· Château Valandraud
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Weingüter in der Kategorie Grands Crus Classés, darunter Château Badette, Château Boutisse, Château Corbin Michotte und Château Rol Valentin.
Jahrgänge der Superlative: 2005, 2015 und 2022
Unter den zahlreichen bemerkenswerten Jahrgängen seit 1980 stechen drei besonders hervor: 2005, 2015 und 2022. Diese Jahrgänge werden von Weinexperten und Kritikern gleichermaßen als außergewöhnlich bewertet.
2005 gilt als einer der besten Bordeaux-Jahrgänge überhaupt und wird oft mit legendären Jahrgängen wie 1928, 1945 oder 1961 verglichen. Das Wetter spielte perfekt mit: viel Sonne, Wärme und Trockenheit, ohne die extreme Hitze von 2003. Ausreichender Niederschlag verhinderte übermäßigen Stress für die Reben, während kühle Nächte zu einer langsamen, optimalen Reife führten. Die trockene Witterung während der Lese ermöglichte es den Winzern, den idealen Lesezeitpunkt zu wählen.
Der renommierte US-amerikanische Weinkritiker Robert Parker verlieh den Saint-Émilion-Weinen des Jahrgangs 2005 beeindruckende 99 Punkte – die höchste Bewertung unter allen Bordeaux-Appellationen in diesem Jahr. Diese Weine zeichnen sich durch einen hohen Alkoholgehalt, markante Tannine und eine außergewöhnliche Lagerfähigkeit aus.
Der Jahrgang 2015 wird besonders in Pomerol und Saint-Émilion als außergewöhnlich gut eingestuft, wobei einige Kritiker sogar von einem Jahrhundertjahrgang sprechen. Nach einer Hitzeperiode, die in der zweiten Augusthälfte endete, sorgten leichte Niederschläge für eine Reduzierung des Trockenstresses bei den Reben. Trotz einiger lokaler Regenschauer im September, die das Botrytis-Risiko erhöhten, und eines Sturmtiefs gelang es den Winzern, Weine von herausragender Qualität zu produzieren.
Der jüngste herausragende Jahrgang ist 2022. Trotz heißer und trockener Bedingungen zeichnen sich die Weine durch eine bemerkenswerte Frische aus. Besonders beeindruckend ist der Tertre Rôteboeuf aus Saint-Émilion, der als "aristokratisch, engmaschig, mit unglaublicher Frische" beschrieben wird.
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Weitere bemerkenswerte Jahrgänge seit 1980
Neben den Spitzenjahrgängen 2005, 2015 und 2022 gibt es weitere bemerkenswerte Jahrgänge, die Weinliebhaber begeistern können.
Der Jahrgang 1980 wird allgemein als mittelmäßig für die meisten Rotweine beschrieben, die tendenziell leicht, säurebetont und mit wenig Charakter sind. Dennoch gibt es Ausnahmen wie den Clos des Menuts AOC Saint-Emilion Grand Cru Rouge 1980, der trotz des schwierigen Jahrgangs beachtliche Qualitäten entwickelt hat. Dieser Wein präsentiert sich mit einer tiefen Farbe, rund und kraftvoll, mit einer beeindruckenden Länge am Gaumen. Die Barriquereifung verleiht ihm subtile Tannine, und mit zunehmender Reife entwickelt er komplexe Aromen von Vanille und Cassis.
Der Jahrgang 2006 wird oft als "Schattenjahrgang" bezeichnet, da er qualitativ hinter dem herausragenden 2005er zurücksteht. Nach einem vielversprechenden Start bis Juli führten ein kühler, regenreicher August und weitere Niederschläge während der Lese zu Schwierigkeiten. Viele Weingüter mussten ihre Trauben früher als geplant ernten, um größere Schäden zu vermeiden. Robert Parker bewertete die Saint-Émilion-Weine dieses Jahrgangs mit 88 Punkten.
Weitere herausragende Jahrgänge seit 1980 sind 2009, 2010 und 2016, die alle für ihre Qualität und ihr Alterungspotenzial bekannt sind. Der Jahrgang 2014 erhielt 92 Parker-Punkte für Saint-Émilion, was die solide Qualität dieses Wein-Jahrgangs unterstreicht.
Die Preis-Leistungs-Champions
Für Weinliebhaber, die in Saint-Émilion-Weine investieren möchten, bieten sich verschiedene Strategien an. Die Premiers Grands Crus Classés wie Château Figeac und Château Pavie, die in der aktuellen Klassifikation mit dem Buchstaben "A" gekennzeichnet sind, repräsentieren die absolute Spitze der Qualitätspyramide. Diese Weine sind jedoch entsprechend kostspielig.
Eine gute Alternative bieten die weniger bekannten Grands Crus Classés, die oft ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen. Auch die sogenannten Satelliten-Appellationenwie Montagne-Saint-Émilion, Puisseguin-Saint-Émilion, Lussac-Saint-Émilion und Saint-Georges-Saint-Émilion bieten oft qualitativ hochwertige Weine zu moderateren Preisen.
Bei Auswahl des Jahrgangs sollten Weinliebhaber beachten, dass die besten Jahrgänge wie 2005 und 2015 ein hohes Alterungspotenzial besitzen und von einer längeren Lagerung profitieren. Für den unmittelbaren Genuss eignen sich eher zugänglichere Jahrgänge oder ältere Weine, die bereits eine gewisse Reife erreicht haben.
Weinbaugebiet Bordeaux: Die Spitzenappellationen im Vergleich
Bordeaux zählt zu den weltweit begehrtesten Weinregionen. Die hohe Dichte an Spitzen-Châteaux und geschichtsträchtigen Appellationen zieht anspruchsvolle Genießer ebenso an wie internationale Weinliebhaber. So weit, so gut. Aber was unterscheidet eigentlich einen Pomerol von einem Pauillac oder einen Margaux von einem Saint-Émilion? Die Antworten in unserem Beitrag zum Thema Weinbaugebiet Bordeaux.
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Die außergewöhnliche Dichte an Spitzenweingütern und renommierten Appellationen macht das Bordelais seit jeher zu einem Sehnsuchtsort für Fine-Wine-Liebhaber und anspruchsvolle Hedonisten weltweit.
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