Weine aus Bordeaux
Die Grands Vins de Bordeaux gehören zu den begehrtesten Tropfen der Weinwelt und bringen Weinfreunde und Connaisseure gleichermaßen ins Schwärmen. Das Bordelais kann mit einer einzigartigen Dichte an...mehr anzeigen
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Was sind Subskriptionsweine?
Primeurweine 2022
Bordeaux – Pulsader der Weinwelt
Es mag schon ganz schön abgedroschen klingen: Bordeaux, die wunderbare Weinregion im Südwesten Frankreichs mit langer Tradition und großer Erfolgsgeschichte. Große Château und feine Weine. Alles richtig, doch damit wird man diesem besonderen Flecken Erde nicht wirklich gerecht. Manch einer mag ein etwas eingestaubtes Bild der Region an den Ufern der Flüsse Garonne und Dordogne haben. Tatsächlich ruhte man sich bis vor ein paar Jahren vielleicht etwas auf den geernteten Lorbeeren aus. Seit einiger Zeit jedoch ist ein neuer, frischer Wind spürbar, welcher der Region einen großartigen Aufschwung beschert hat. Heute ist Bordeaux hip. Die Stadt gehört zu den angesagtesten Metropolen Europas und ist vor allem bei Studenten äußerst beliebt. Auch vor dem Prestigeobjekt Wein macht die Renaissance keinen Halt. Die Winzer am linken und rechten Ufer erzeugen einige der besten Weine dieser Welt. Nun könnte man sagen, dass dies nichts Neues sei, jedoch verbinden die Gewächse spielerisch Tradition und Moderne und dienen damit Weinregionen auf der ganzen Welt als Vorbild. Aber das soll nur ein kleiner Vorgeschmack sein, denn es gibt so viel zu entdecken!
„The New French Claret“ – Aufstieg der Weinregion Bordeaux
Wagen wir zunächst einen Blick zurück: Die Geschichte der Weinregion Bordeaux geht weit zurück bis in die Zeit der Römer, welche an den Ufern der Flüsse Garonne und Dordogne die ersten Weinreben kultivieren. Durch die besonders günstige Lage an diesen Wasserwegen wird der Handel mit Wein stark erleichtert und der große Einfluss von Ebbe und Flut bewirkt schon damals, dass die Schiffe schnell den Zielhafen Bordeaux erreichen können.
Ein weiterer entscheidender Meilenstein ist viele Jahre später die Hochzeit von Eleonore von Aquitanien und Henry Platagenet (1152). Die gesamt Region Aquitanien fällt unter englische Herrschaft. Schnell stellt sich ein reger Handel ein, welcher durch den großen Erfolg der „Clarets“ noch verstärkt wird. In den heutigen Appellationen Fronsac und Saint-Emilion, werden damals am rechten Ufer die ersten Reben gepflanzt. 1214 werden von Johann Ohneland alle Exporttaxen für Wein abgeschafft – der Hafen von Bordeaux wird zum wichtigsten Umschlagplatz für Wein weltweit.
Im 15. Jahrhundert wird Aquitanien durch Frankreich zurückerobert, das Ende der Handelsbeziehungen mit England ist die Folge. Später werden die Holländer zu wichtigen Handelspartnern und bewahren damit den Wohlstand und die Reputation der Region. In der Kolonialzeit floriert der Handel weiter und die Weine der Region, die „New French Clarets“ mit einer tiefdunklen Farbe werden in vielen Teilen der Welt berühmt.
1855 entsteht die erste offizielle Klassifikation für Bordeaux-Weine. Damals werden 88 Weingüter des Médoc, Sauternes und Barsac sowie Château Haut Brion in der Appellation Graves in Ränge eingeteilt, von 1. bis 5. Cru Classé. Zudem bekam das Château d´Yquem aus Sauternes den Titel eines Premier Cru Classé Supérieur. Bis zum heutigen Tag hat diese statische Klassifikation einen enormen Einfluss auf die Reputation der Weingüter. Im Jahr 1973 wurde die bisher einzige Änderung am Klassement vorgenommen: Mouton-Rothschild aus der Appellation Pauillac stieg auf zu einem Premier Cru Classé.
Enorm wichtig für die Region ist seit mehreren Jahrzehnten das spezielle Verkaufssystem, welches nur im Bordelais existiert. Zwischen den Händlern („négociants“) und den Châteaux bestehen enge Handelsbeziehungen, welche darauf beruhen, dass die Händler die Weine bereits erwerben, wenn diese noch im Fass reifen. Endkunden können diese Weine mittels „Subskription“ im Voraus reservieren. Somit können die Châteaux mit den frühen Einnahmen den nächsten Jahrgang finanzieren, die Kunden erfreuen sich an der Tatsache, dass die Weine „En Primeur“ meist zu günstigeren Konditionen erhältlich sind als bei der späteren Einführung auf dem Markt.
Ganze Bücher kann man mit der Weingeschichte des Bordelais füllen. Zusammenfassend bleibt eines gewiss: Seit fast 1000 Jahren steht die Weinregion an der Gironde für einen Stil, der sich stets an den Puls der Zeit angepasst hat. Nicht nur in Sachen Weinqualität ist die Region schon immer ein Vorreiter, auch in der Modernisierung von Bereitungsmethoden oder der önologischen Lehre gilt das Bordelais als Innovator. Heute umfasst das Weinbaugebiet rund 112.000 Hektar und damit rund 10.000 Hektar mehr als die gesamte deutsche Rebfläche. Erzeugt werden jedes Jahr circa fünf Millionen Hektoliter.
Nach diesem geschichtlichen Exkurs gönnt man sich am besten erst einmal ein Glas kühlen Bordeaux Blanc oder Roséwein. In den Straßen der Stadt an der Garonne existiert eine große Zahl hervorragender Weinbars und Restaurants mit modernen Konzepten und jungen talentierten Sommeliers. Da lässt man sich gerne schon zu Mittgaszeit für ein kleines Glas nieder. Aber wie gesagt: Es gibt so viel zu entdecken. Denn außerhalb des urban-pulsierenden Zentrums liegen die Weinregionen, in denen sich die Reben im vom Atlantik geprägten Klima so pudelwohl fühlen. Und aus den dort wachsenden Trauben wird schließlich der Wein erzeugt, den man gerade so sinnlich genießt. Also nichts wie los.
Bordeaux: Saftige Weißweine zwischen den Meeren
Passiert man eine der zahlreichen Brücken über die Garonne, befindet man sich schon in einer der großen Appellationen, die für die Bereitung von Weißwein bekannt sind. Das Entre-Deux-Mers hat seinen Namen von der geografischen Lage zwischen den beiden Flüssen Garonne und Dordogne. Hier erzeugen die Winzer fruchtig-frische Weine aus den Rebsorten Sauvignon Blanc, Semillon und Muscadelle, welche besonders gut feine Meeresfrüchte der Region wie die köstlichen Austern aus dem Becken von Arcachon begleiten.
La rive droite in Bordeaux – Heimat des Merlots
Überquert man noch eine Brücke, nämlich jene über die Dordogne, ist es nicht mehr weit bis in die großen Rotweinappellationen des rechten Ufers. Über die Départementstraße 670 erreicht man die malerische Stadt Saint-Émilion mit seinen wunderbar erhaltenen Häusern aus dem Mittelalter und dem Château du Roi, von dessen Wehrturm man einen bezaubernden Ausblick auf Stadt und Weinberge genießt. In den kleinen Gassen gibt es zahlreiche Restaurants, die den Aufenthalt versüßen. Doch rund um die Gemeinde, auf dem großen Kalkplateau, spielt die eigentliche Musik. Hier rockt die Rebsorte Merlot. Und zwar so richtig, denn Kalk und Merlot - das passt einfach. Auf den meisten Weingütern fügen die Winzer der Struktur wegen noch ein wenig Cabernet Franc in die Cuvée hinzu, welcher gerade in Saint-Émilion eine größere Rolle spielt als der Cabernet Sauvignon. Im Idealfall entsteht dann ein vollmundiger, saftige und äußerst eleganter Rotwein, der durch den hohen Anteil an Merlot oft etwas samtiger ausfällt als der Rotwein vom linken Ufer. Sie schon in ihrer Jugend zugänglich und hervorragend trinkbar, doch große Saint-Émilion reifen über mehrere Jahrzehnte zur Vollendung. Die Klassifikation der Weingüter in der Appellation besteht aus drei Rängen, in welche die Weingüter eigeteilt werden: Den Grand Cru Classé, den Premier Grand Cru Classé sowie den Premier Crand Cru Classé A. Alle 10 Jahre wird diese Klassifikation überarbeitet, somit ist das System weniger statisch als jenes des linken Ufers. Zu den besten Weingütern zählen weltberühmte Namen wie Château Angélus, Château Cheval Blanc, Château Ausone und Château Figeac. Auch ein Deutscher ist in der Appellation seit geraumer Zeit sehr erfolgreich: Stephan von Neipperg, unter anderem mit seinem Château Canon la Gaffelière.
Nach nur 10-minütiger Autofahrt erreicht man etwas weiter westlich eine weitere Bastion großer roter Bordeaux: Pomerol. Hier entsteht ein etwas kräftigerer Stil als in Saint-Émilion, die Weine zeichnen sich durch opulente und verführerische Frucht und eine lange Lagerfähigkeit aus. Auch hier stehen die Reben auf Kalkböden, die mit Lehm gespeist sind. Neben dem wohl berühmtesten Château der Appellation, Château Pétrus, zählen zu den prestigeträchtigsten Weingütern Château Clinet, Château L´Evangile , Château La Conseillante und Vieux Château Certan, dessen Wein aus dem Jahr 2016 jüngst mit 100/100 Parkerpunkten ausgezeichnet wurde.
Durchquert man die Stadt Libourne, welche malerisch an der Dordogne liegt, befindet man sich in den Appellationen Fronsac und Canon-Fronsac. Auch hier entstehen fabelhaft samtige Rotweine, welche deutlich unbekannter sind als die übermächtigen Nachbarn aus Pomerol und Saint-Émilion, jedoch mit einem hervorragenden Preis-Genuss-Verhältnis aufwarten können. Zu den bekanntesten Adressen zählen Château Dalem und Château La Dauphine.
So beenden wie in dieser malerischen Appellation die Reise durch die Weinbaugebiete des rechten Ufers und kehren zurück nach Bordeaux. Dabei bleibt zu erwähnen, dass auch außerhalb der bekannten Appellationen hervorragende Gewächse wie einfacher Bordeaux und Bordeaux Supérieur erzeugt werden. Schon jetzt könnte man mit den vielen Informationen einen ganzen Reiseführer füllen. Bevor es weiter geht mit der Tour durch die Appellationen kann man sich hier noch eine Verschnaufpause in einer der zahlreichen Museen der Stadt genehmigen. Mit einer äußerst modernen Architektur und einer großartigen Ausstellung besticht die Cité du Vin, welche direkt an der Garonne liegt und mit den Tramstrecken der Stadt sehr einfach erreichbar ist. Neben der Cité bietet die Stadt zahlreiche andere Sehenswürdigkeiten, welche auf keiner Reise ausgelassen werden sollten.
Das linke Ufer Bordeaux – Auf den Spuren der Premier Crus
Weiter geht es in Sachen Wein am linken Ufer – im Médoc. Die Landzunge erstreckt sich von Bordeaux bis Le Verdon-sur-Mer, wo die Gironde ihren Weg in den Atlantik findet. Rund 45 Autominuten nördlich von Bordeaux erreicht man auf der Tour durch das Médoc zunächst die weltberühmte Appellation Margaux. Sie trägt den Namen einer Gemeinde, erstreckt sich jedoch eigentlich über fünf: Margaux, Arsac, Cantenac, Labarde und Soussans. Die Böden unterscheiden sich hier stark von jenen des rechten Ufers. Sie sind geprägt von tiefgründigem Kies, vermischt mit Sand und Lehm. Hier fühlt sich der Cabernet Sauvignon besonders wohl. Merlot findet man in den Lagen mit höherem Lehmanteil. Die anderen roten Rebsorten des Bordelais wie Cabernet Franc und Petit Verdot finden sich ebenfalls zu sehr kleinen Anteilen. Die Zahl der Rebstöcke pro Hektar ist auch hier relativ hoch. Der Rotwein aus der Appellation Margaux zeichnet sich vor allem durch seine enorme Eleganz aus. Die Tannine wirken nicht kantig, sondern fein und geschliffen. Für diesen Stil besonders bekannt ist das Château Margaux, eines der Premier Cru Classé aus der Klassifizierung von 1855. Doch auch andere Weingüter haben sich schon lange in die Riege der besten Erzeuger der Region eingereiht. So zum Beispiel Château Palmer und Château Rauzan-Ségla.
Etwas weiter nordwestlich findet man die Appellation Moulis, welche oft im Schatten der großen Regionen steht und mit rund 600 Hektar Rebfläche auch deutlich kleiner ist als die bekannteren Nachbarn. In Moulis spiegelt sich das ganze Terroir des Médoc wider. Im Boden finden sich Kies, Sand, Lehm und Kalk. Diese Vielfalt findet man auch in den Weinen der Region. Als eines der prestigeträchtigsten Weingüter der Appellationen gilt schon lange das Château Chasse-Spleen.
Über die D2 erreicht man das nächste weltberühmte Weindorf: Saint-Julien. Auf 920 Hektar wird hier vornehmlich Cabernet Sauvignon auf sehr einheitlichen Kiesböden kultiviert. Die Rotwein fällt eher etwas kräftiger aus als jener der Appellation Margaux, zeigt jedoch eine großartige Balance aus Kraft und Finesse. Saint-Julien wird auch besonders dafür geschätzt, Jahr für Jahr herausragende Bordeauxweine hervorzubringen, mit großer Konstanz und darüber hinaus großem Potenzial. Berühmte Namen in der Appellation sind beispielsweise die Weingüter Château Léoville Las Cases, Château Léoville Barton und Château Ducru-Beaucaillou.
Nur einen Katzensprung entfernt befindet sich die Stadt Pauillac, Heimat dreier Premier Cru, die entscheidend dazu beigetragen haben, dass das linke Ufer des Bordelais so bekannt geworden ist. Château Latour, Château Lafite Rothschild und Château Mouton-Rothschild kultivieren ihre Reben in den besten Lagen auf den charakteristischen Kieskuppen. Zu zwei Dritteln sind die Weinberge in Pauillac mit Cabernet Sauvignon bestockt. Außerdem finden sich unbekanntere Rebsorten des Bordelais: Malbec und Carménère. Es entsteht ein kraftvoller Rotwein, dem ein paar Jahre der Reifung im Keller äußerst guttun. Wenn man dann eine perfekt gereifte Flasche öffnet, versteht man, wieso das Médoc eine solche Reputation besitzt. Die Tannine sind gut eingebunden, sie geben Struktur und neben einer vollmundigen Frucht tritt auch noch eine unterstützende Säure hervor, die den Wein lebendig macht. Ein Rotwein-Spektakel!
Von einer noch volleren und kräftigeren Seite zeigen sich dann die Weine in Saint-Estèphe, der nördlichsten Gemeindeappellation des Médoc. Das Terroir ist hier etwas heterogener. Mehrere bekannte Weingüter, wie das legendäre Château Cos d´Estournel liegen auf einem der höchsten Hügel des Médoc. Andere, wie das herausragende Château Montrose liegen näher an der Gironde. Eines haben die Rotweine aus Saint-Estèphe jedoch gemeinsam: Sie haben einen robusten Körper, sind kraftvoll, sehr lagerfähig und strotzen vor saftiger Frucht.
Graves und Pessac-Léognan - Große Weißweine der Region Bordeaux
Die Zielgerade der kleinen Bordeauxreise steht an – es geht zunächst in die Appellation Pessac-Léognan südwestlich von Bordeaux. Diese ging im Jahr 1987 als eigenständige Appellation hervor und grenzte sich damit von der größeren Nachbarregion Graves ab. Auf Kies- und Lehmböden entsteht hier neben großen Rotweinen der majestätischste trockenen Weißwein des Bordelais. Manche zählen vielleicht sogar zu den besten der Welt. Semillon und Sauvignon Blanc können auf diesem Terroir ihre ganze Finesse ausspielen, oftmals wird der Weißwein wie der Rotwein im Barriquefass ausgebaut. Grandiose Beispiele für rot und weiß liefern das Château La Mission Haut-Brion, Pape-Clément, Domaine de Chevalier sowie das legendäre Premier Cru Classé Château Haut-Brion.
Noch ein ganzes Stück weiter südlich ist man beim süßen Finale angelangt. In Sauternes und Barsac werden seit jeher einige der größten Süßweine dieser Welt erzeugt. Der kalte Fluss Ciron fließt in dieser Gegend in die wärmere Garonne. So bildet sich jeden morgen Nebel, welcher die Bildung der Edelfäule in Gestalt von Botrytis Cinerea fördert. Die besonders anfälligen Sorten Sauvignon Blanc und Sémillon erhalten nach dem Befall einen äußerst hohen Zuckergehalt, welcher im Wein erhalten bleibt und Desserts und Blauschimmelkäse wie einen schön gereiften Roquefort hervorragend begleitet. Zu den besten Adressen zählen das weltberühmte Château d´Yquem, Château Guiraud sowie Château Lafaurie-Peyraguey.
Am Ende dieser Reise kehrt man am besten wieder in die Stadt zurück, um einen Petit Blanc am Ufer der Garonne zu genießen. Bordeaux und Wein – das kann ganz schön überwältigend sein. Es ist die enorme Vielfalt an Terroirs, die die Weinregion so außergewöhnlich macht. Keine andere Weinregion der Welt hat es geschafft, den einzigartigen Stil des Bordelais zu kopieren und die dabei ruht sich die Region im Südwesten Frankreichs schon lange nicht mehr auf seinen Lorbeeren aus. Der Blick richtet sich nach vorne, denn andere Weinregionen ziehen zielstrebig nach. Neue Technologien und die immer häufigere Anwendung von biologischer und biodynamischer Bewirtschaftung werden die Zukunft des Bordelais sichern. Dazu kommt ein herausragendes Savoir-faire, welches Weinliebhaber auf der ganzen Welt so sehr schätzen. Santé!