Im Herzen des Kalksteinplateaus von Saint-Émilion gelegen, verkörpert Château Canon die perfekte Verbindung jahrhundertealter Tradition und zeitgenössischer Vision. Als Premier Grand Cru Classé B zeichnet dieses Weingut seit dem 18. Jahrhundert die Konturen einer weinbaulichen Exzellenz, die über die Epochen hinweg Bestand hat. Zwischen seinen geschichtsträchtigen Mauern und seinen Reben, die von atlantischen Brisen gestreichelt werden, entsteht ein Wein von seltener Präzision – ein Botschafter eines außergewöhnlichen Terroirs, das die heutigen Eigentümer, das Haus Chanel, mit kompromisslosem Anspruch veredelt haben.
Das Erbe eines Freibeuters, der zum Winzer wurde
Die Geschichte von Château Canon beginnt im Jahr 1760, als Jacques Kanon, ein Bordelaiser Seefahrer und Freibeuter, mehrere Parzellen erwirbt und zu einem einzigen Weingut zusammenführt. Diese schillernde Persönlichkeit, die sich durch maritime Aktivitäten und Zucker- sowie Tabakplantagen in den französischen Kolonien der Karibik ein Vermögen erworben hatte, wurde 1765 Bürger von Bordeaux. Zwei Jahre später ließ er das heutige Schloss errichten und prägte damit dauerhaft die Landschaft von Saint-Émilion.
Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das Bordeaux-Weingut mehrfach den Besitzer, wobei jeder zur wachsenden Bekanntheit des Gutes beitrug. Doch erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts begann Château Canon seine bedeutendste Metamorphose. 1996 erwarb das Haus Chanel unter der Leitung der Brüder Wertheimer dieses Juwel von Saint-Émilion – der Beginn einer spektakulären Renaissance.
Der Erwerb von Château Matras, einem benachbarten Gut, ermöglichte eine erhebliche Erweiterung der Rebfläche von 18 Hektar im Jahr 1989 auf heute 34 Hektar. Diese strategische Expansion verlieh Château Canon eine neue Dimension, ohne dabei die Integrität seines außergewöhnlichen Terroirs auf dem Kalksteinplateau von Saint-Émilion zu beeinträchtigen.
Die Visionäre der kanonischen Erneuerung
Die moderne Entwicklung von Château Canon ist untrennbar mit außergewöhnlichen Persönlichkeiten verbunden, die seine Wiedergeburt orchestriert haben. John Kolasa, ehemaliger Direktor von Château Latour, legte den Grundstein dieser Transformation durch die Erweiterung des Rebbesitzes und eine neue Ausrichtung der Weinidentität.
Seit 2014 leitet Nicolas Audebert das Gut. Der Absolvent der École Nationale Supérieure Agronomique de Montpellier bringt eine innovative Vision mit, genährt durch internationale Erfahrungen, insbesondere in Argentinien bei Terrazas de los Andes und Cheval des Andes. Unter seiner Leitung verfolgt Château Canon weiterhin seine Exzellenzstrategie mit einer immer präziseren Interpretation seines Terroirs.
Die technische Leitung stützt sich zudem auf die Expertise von Thomas Duclos, einem externen Berater, dessen önologische Sensibilität hilft, den Stil der Weine weiter zu verfeinern. Gemeinsam vertreten sie eine Philosophie, die sich ganz auf die reine Ausdruckskraft des kalkhaltigen Terroirs konzentriert und Finesse sowie Eleganz über rohe Kraft stellt.
Diese kollektive Vision passt perfekt zur Herangehensweise der heutigen Eigentümer, den Wertheimer-Brüdern des Hauses Chanel, die Château Canon mit den Werten von Exzellenz und Raffinesse ausgestattet haben, die ihre Luxusmarke kennzeichnen – und dabei die historische Identität des Gutes bewahren.
Das Kalksteinplateau: geologisches Fundament großer Weine
Die geografische Lage von Château Canon ist einer seiner größten Vorzüge. Hoch oben auf dem Kalksteinplateau von Saint-Émilion gelegen, bietet das Weingut einen außergewöhnlichen Ausblick auf die beiden symbolträchtigen Glockentürme der Region: den von Saint-Martin-de-Mazerat und jenen der Stiftskirche von Saint-Émilion.
Dieses Kalksteinplateau, geologische Signatur der Appellation, macht 90 % der Rebfläche von Canon aus, ergänzt durch 10 % Hanglagen. Der sogenannte Astérienkalk, entstanden durch die Anhäufung fossiler Meeresorganismen vor Millionen von Jahren, verleiht den Weinen ihre charakteristische Mineralität und Spannung.
Die Besonderheit dieses Terroirs liegt in seiner natürlichen Fähigkeit zur Regulierung der Wasserversorgung der Reben. In Trockenzeiten gibt der Kalkstein gespeichertes Wasser langsam wieder ab, während er in feuchteren Perioden überschüssiges Wasser effizient ableitet. Diese natürliche Regulierung ermöglicht die Ernte von Trauben außergewöhnlicher Qualität mit homogener Reife und idealer Konzentration.
Der Weinberg ist zu 70 % mit Merlot und zu 30 % mit Cabernet Franc bepflanzt, mit einer hohen Pflanzdichte von 5.600 Rebstöcken pro Hektar. Diese Konfiguration, typisch für die großen Terroirs von Saint-Émilion, erlaubt es, die ganze Tiefe und Komplexität des kalkreichen Bodens zum Ausdruck zu bringen.
Eine Besonderheit verdient besondere Erwähnung: Château Canon besitzt eine einzigartige Parzelle von 15 Ar mitten im Herzen der mittelalterlichen Stadt, nahe dem Couvent des Cordeliers in der Rue de la Porte Brunet. Diese ausschließlich mit Merlot bestockte und mit Pferden bewirtschaftete städtische Parzelle zeugt von der tiefen historischen Verwurzelung des Guts im Gefüge von Saint-Émilion.
Vinifikation: technische Präzision und Erhalt des Traubencharakters
Der Streben nach Exzellenz prägt jede Phase der Weinbereitung bei Château Canon. Die Lese erfolgt bei perfekter Reife und wird durch eine rigorose Selektion ergänzt, bei der nur die hochwertigsten Beeren ausgewählt werden.
Die Vinifikation erfolgt in Edelstahltanks – ein Material, das aufgrund seiner Neutralität gewählt wurde, um die Reinheit der Frucht und den Ausdruck des Terroirs zu bewahren. Diese entscheidende Phase wird mit chirurgischer Präzision durchgeführt, angepasst an jede Parzelle, um deren spezifische Nuancen herauszuarbeiten.
Der Ausbau über 18 Monate findet in den imposanten unterirdischen Kellern statt, die sich unter dem Anwesen über 20 Hektar erstrecken. Die jährlich zu 70 % erneuerten Barriques verleihen dem Wein eine elegante Tanninstruktur, ohne jemals seine Identität zu überdecken.
Die Einführung des Zweitweins Croix Canon stellte einen wichtigen Meilenstein in der Qualitätsstrategie des Gutes dar. Zu diesem Zweck wurde ein eigener Keller errichtet, um die Hauptanlagen ausschließlich dem Grand Vin zu widmen. Diese klare Trennung der beiden Cuvées garantiert einen maßgeschneiderten Ausbau jedes Weins.
Das technische Team von Château Canon besticht durch eine äußerst akribische Arbeit im Weinberg mit einer detaillierten Parzellenbewirtschaftung, die ein tiefes Verständnis und die gezielte Hervorhebung jeder Nuance des Terroirs ermöglicht. Diese intime Kenntnis des Weinbergs führt zu Weinen von bemerkenswerter Präzision, die die kalkige Mineralität des Plateaus eindrucksvoll widerspiegeln.
Die Seele von Canon: Zwischen Tradition und Innovation
Die Identität von Château Canon beruht auf einem subtilen Gleichgewicht zwischen Respekt vor der Tradition und Offenheit für Innovation. Unter der Ägide des Hauses Chanel verfolgt das Gut eine Philosophie diskreter Exzellenz statt ostentativen Auftretens.
Diese Vision äußert sich in einem tiefen Engagement für den Erhalt des Terroirs und der unablässigen Suche nach Qualität. Die Trockenmauern, die die Parzellen auf dem Plateau abgrenzen, zeugen von dieser Verbundenheit mit dem weinbaulichen Erbe von Saint-Émilion.
Die Architektur des Schlosses, geschmackvoll restauriert durch Peter Marino (der auch für die Renovierung von Château Rauzan-Ségla in Margaux verantwortlich war), veranschaulicht diese Synthese von Tradition und Moderne perfekt. Der Architekt, der auch für Persönlichkeiten wie Giorgio Armani und Andy Warhol tätig war, hat die Seele des Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert bewahrt und gleichzeitig an heutige Anforderungen angepasst.
Der Weintourismus spielt eine wichtige Rolle in der Strategie von Château Canon, mit sorgfältig kuratierten Besichtigungen, die Weinliebhabern die Geschichte des Guts, sein außergewöhnliches Terroir und die Philosophie seiner Weinbereitung näherbringen.
Die geschmackliche Signatur: Mineralität und Raffinement
Die Weine von Château Canon zeichnen sich durch eine sofort erkennbare organoleptische Signatur aus. Der Grand Vin, hauptsächlich aus Merlot mit einem Anteil Cabernet Franc, vereint die Anmut und Kraft, die das Kalksteinplateau von Saint-Émilion bieten kann.
Bei der Verkostung besticht Château Canon durch eine tiefdunkle Robe mit violetten Reflexen in der Jugend, die mit der Reife in granatfarbene Nuancen übergeht. Die komplexe Nase offenbart Aromen saftiger blauer Früchte – insbesondere Heidelbeere – ergänzt durch frische Minze und eine markante kalkige Mineralität.
Am Gaumen ist der Auftakt präzise, gefolgt von einer eleganten Entwicklung. Die perfekt integrierte Tanninstruktur verleiht dem Wein Rückgrat, ohne je rustikal zu wirken. Das Finale – mineralisch geprägt – zieht sich mit großer Persistenz hin und hinterlässt einen Eindruck von Frische und Tiefe.
Croix Canon, der Zweitwein, bietet einen zugänglicheren Zugang zu diesem außergewöhnlichen Terroir. Hauptsächlich aus jüngeren Reben einer eigenen Parzelle vinifiziert, zeigt er ein fruchtiges, genussvolles Profil, das dennoch die charakteristische Eleganz des Hauses bewahrt.
Die Weine von Château Canon verfügen über ein bemerkenswertes Reifepotenzial. Der Grand Vin kann sich über mehrere Jahrzehnte hinweg entfalten und dabei komplexe Aromen von Trockenfrüchten, Unterholz, Trüffel und milden Gewürzen entwickeln.
Für den optimalen Genuss empfiehlt sich eine Serviertemperatur zwischen 16 und 18 °C, mit einer Belüftung von mindestens einer Stunde bei jungen Jahrgängen. Kulinarisch harmonieren die Weine besonders mit fein zubereitetem rotem Fleisch, Wildgeflügel oder gereiftem Hartkäse.
Ein verdienter internationaler Ruhm
Die qualitative Wiedergeburt von Château Canon in den letzten zwanzig Jahren ging einher mit einer wachsenden internationalen Anerkennung. Die akribische Arbeit im Weinberg und im Keller hat das Gut zu einer der unumgänglichen Referenzen in Saint-Émilion gemacht.
Diese spektakuläre Transformation, das Ergebnis bedeutender Investitionen und einer langfristigen Vision, positioniert Château Canon heute als einen der Vorreiter der neuen Terroir-Studien in Bordeaux. Das Gut verkörpert mustergültig diesen neuen Ansatz, der den Ausdruck des Ortes über rohe Kraft stellt.
Die Ewigkeit, in Kalkstein gemeißelt
Château Canon verkörpert das Raffinierteste, was Saint-Émilion zu bieten hat. Seine faszinierende Geschichte, sein herausragendes Terroir und das Können der Menschen, die es bewirtschaften, vereinen sich zu Weinen von seltener Eleganz, die über Jahrzehnte hinweg an Komplexität gewinnen.
Das Haus Chanel hat durch massive Investitionen das gesamte Potenzial dieses Bordelaiser Juwels offengelegt, ohne je dessen Seele zu verfälschen. Château Canon steht heute beispielhaft für die perfekte Allianz aus jahrhundertealter Tradition und zeitgemäßer Vision – zwischen gebändigter Kraft und absolutem Raffinement – und macht damit die Größe der schönsten Weine von Saint-Émilion aus.
Sie möchten mehr über Château Canon erfahren? Tauchen Sie ein in die Welt dieses bordelaiser Monuments in unserem Artikel Châteaux Rauzan-Ségla und Canon: zwei Juwelen von Bordeaux.