Weinliebhaber wissen: Nebbiolo-Weine gehören zu den besten Rotweinen der Welt. Die vor allem im Piemont und in der Lombardei beheimatete Rebsorte gilt als eine der edelsten Italiens. Die meisten Nebbiolo-Weine besitzen den DOCG-Status, darüber hinaus erbringt er die am langsamsten reifenden Weine der Welt, wodurch sie sich mit einem extrem langen Lagerpotenzial rühmen können. Geschichte, Terroir, Appellationen, Charakteristika: Erfahren Sie im folgenden Artikel alles über die so anspruchsvolle wie wählerische Königsrebe aus Italien - und warum die aus ihr erzeugten edlen Tropfen (meistens) ihren Preis wert sind.
Die Geschichte des Nebbiolo
Eine der ältesten Rebsorten Italiens
Die in Italien als Kaiserrebe bezeichnete Edelrebe Nebbiolo stammt aus dem norditalienischen Piemont. Der Ursprung der Trauben reicht weit zurück: Obwohl dieser in Piemont vermutet wird, legen DNA-Forschungen nahe, dass Nebbiolo aus dem Veltlin, einer Region im Norden der Lombardei stammt.
Die Sorte wird erst im Jahr 1268 erstmals explizit erwähnt. Zu dieser Zeit hieß es, die Traube wachse in Rivoli. Während des Mittelalters findet die Nebbiolo-Sorte immer häufiger Beachtung, vor allem in der Region La Morra. Parallel dazu poliert Piemont das Image der Rebsorte auf. Nebbiolo wurde zu einer Rarität. Es sollte bis zum 18. Jahrhundert dauern, bis der Nebbiolo auch jenseits des Piemonts bekannt wurde. Die Briten schätzten besonders die Qualität des Weins und zogen Parralelen zwischen Nebbiolo und Bordeaux.
Sein Name ist auf die im Spätherbstlichen Oktober statt findende Ernte zurückzuführen: Es heißt, Nebbiolo sei eine Ableitung aus dem italienischen „nebbia“ (Nebel auf Deutsch), was wohl auf den häufig präsenten Nebel der zur Lesezeit von Mitte bis Ende Oktober durch die Piemont-Hügel zieht. Eine andere Erklärung könnte der charakteristische weiße Belag sein, der sich bei Vollreife auf den Beeren bildet.
Nebbiolo, eine anspruchsvolle Traube
Terroir und Anbau
Die anspruchsvolle Rebe findet man fast ausschließlich in Nord-Italien - die steilen und nach Süden beziehungsweise Südwesten ausgerichteten Hanglagen sowie die kalkhaltigen Mergelböden stellen die optimalen Bedingungen für den Anbau und die Erzeugung des italienischen Spitzenweins dar und garantieren dessen hohe Qualität. Der Nebbiolo gilt als schwer zu kultivierende Rebsorte, da er sehr spezielle Anforderungen an Bodenbeschaffenheit und Lage stellt. Nur ein Terroir, das diesen Voraussetzungen gerecht wird, bringt einen entsprechend qualitativen Wein hervor.
Hinzu kommt, dass es sich um eine früh austreibende Rebe handelt, was die Trauben somit Spätfrost oder anderer widriger Wetterbedingungen aussetzen kann - die Erträge können also stark schwanken. Ganz zu schweigen von den gezielten Ausdünnungen der Winzer, die die Erträge mindern, um eine bestmögliche Qualität zu erreichen. All diese Faktoren schlagen sich bekannterweise auch auf den Preis des edlen Tropfens nieder.
Wo wächst der Nebbiolo?
Bei Nebbiolo denkt man meistens zuerst an die Vorzeige-Weine aus dem Piemont: Barolo und Barbaresco. Doch auch die einfacheren, fruchtigen Barolo-Varianten sind auf den Hügeln rund um Alba auch Langhe Nebbiolo und Nebbiolo d’Alba im Piemont beheimatet. Darüber hinaus wächst die Sorte im Gattinara, im nördlichen Piemont – und nicht zuletzt im Valtellina im Norden der Lombardei.
Die Nebbiolo-Appellationen
Die Ursprungsbezeichnungen des hauptsächlich aus den Hügeln von Alba und Langhe stammende Nebbiolo, konzentrieren sich auf die lokalen Weinanbaugebiete wie Barolo DOCG, Barbaresco DOCG, Barbera d’Alba DOC.
Innerhalb der Appellation Nebbiolo d’Alba DOC, ganz klar im Schatten der berühmten Barolo DOCG und Barbaresco DOCG, befindet sich das hochgestufte Weinbaugebiet Roero DOCG. In allen vier Appellationen wird zu 100% Nebbiolo angebaut. Bis heute sind nur diese Appellationen für die Herstellung von Weinen aus Nebbiolo-Trauben gültig und garantieren die Qualität von Produktion und Herstellungsmethode.
Barolo und Barbaresco
Piemonteser Weine mit Weltklasse-Niveau
Barolo
Die Heimat der Barolo-Weine erstreckt sich über 1500 Hektar – was in etwa 8 Millionen Flaschen entspricht. Er verteilt sich auf 11 Gemeinden, die 87% des gesamten Weinbergs ausmachen. Die Barolo-Weine werden in 2 Tälern auf lehmigen, kalkhaltigen und eisenreich en Böden produziert:
Serralunga-Tal im Süden. Barolo-Weine weisen jung eine sehr blasse, rubinrote und später ziegelrote Farbe auf. Sie haben charakteristische Aromen von Rosen, Veilchen, Teer, roten Früchten, Fenchel, Tabak und Zimt. Wenn sie reifen, entwickeln sie Noten von getrockneten Blumen, Leder und weißem Trüffel. Am Gaumen sind sie reich und kräftig, mit einer deutlichen Balance von Tanninen und Säure.
Wer mit diesen Weinen nicht vertraut ist, könnte sie in ihrer frühen Jugend als unausgewogen empfinden. Nach einem Jahrzehnt in der Flasche zeigen die Barolo-Weine jedoch ihr ganzes Potenzial mit einer seidigen Textur, einer ausgeprägten Struktur und einer großen aromatischen Komplexität.
Barbaresco
Das Weinanbaugebiet, in dem die berühmten Barbaresco-Weine beheimatet sind, erstreckt sich über 500 Hektar, die drei Gemeinden umfassen: Barbaresco, Neive, Treiso und einen Teil der Gemeinde Alba. Diese kleine Fläche ermöglicht eine gewisse Homogenität des Bodens, des Untergrunds und des Klimas. Die Weine aus der Gemeinde Neive sind zum Beispiel als die tanninhaltigsten und kräftigsten bekannt - jene aus der Gemeinde Treiso gelten hingegen als die leichtesten und feinsten. Das Klima ist kontinental, hat aber aufgrund der Nähe des Flusses Tanaro einen stärkeren mediterranen Einfluss als die Region Barolo: ein wichtiger Faktor, um ein Mikroklima zu schaffen.
Was macht einen typischen Nebbiolo-Rotwein aus?
Eine Ode an die Zeit
Nebbiolo-Weine gehören zu den am langsamsten reifenden Weinen der Welt - für bestimmte Weine hat der Gesetzgeber gar eine Mindestlagerzeit von drei bis fünf Jahren vorgeschrieben. Neben den anspruchsvollen Anbau- und Bodenbedingungen wirkt sich Letztere natürlich auch auf den Preis aus, der für einen lange gereifte Barolo oder Barbaresco konsequent ausfallen kann. Doch Ausnahme-Qualität und (extrem) hoher Genussfaktor haben bekanntlich ihren Preis.
Junge, preisgünstigere Exemplare tendieren hingegen zu einem säure- und tanninlastigen Ergebnis, wenn auch dank neuer Maischtechniken und Ausbaumethoden inzwischen gelegentlich unkomplizierte, fruchtig-frische, absolut trinkbare Weine produziert werden, wenn auch ohne die Tiefgründigkeit und den Charakter der lange gereiften Varianten.
In Verbindung mit anderen Rebsorten findet man ihn eher selten - doch die Verschnitte mit einheimischen Traubensorten wie Vespolina oder Bonarda, aber auch Merlot oder Cabernet Franc ergeben nicht selten einen exzellenten Rotwein.
Ein tiefroter Wein mit viel Trinkgenuss
Im Glas zeigt sich der Rotwein in einem tiefen Rot. Bei der Verkostung entfalten sich komplexe Aromen von Brombeeren, Rosen, Teer und Lakritze. Im Alter verwandeln sich diese primären Aromen zu getrockneten Blumen, Leder und Trüffel. Nebbiolo-Weine weisen ein festes Tannin- und Säuregerüst auf, weshalb er ein Weilchen bis zur optimalen Trinkreife braucht, im Gegenzug allerdings ein langes Lagerpotenzial hat.
Ein Nebbiolo-Wein eignet sich perfekt als Begleitung von italienischen Wurst- und Käsespezialitäten und Wildgerichten.
Nebbiolo außerhalb von Italien
In welchen Ländern wird Nebbiolo angebaut?
Zwar wird die Nebbiolo-Traube mittlerweile auch fernab von Italien angebaut, beispielsweise in den USA (Kalifornien, Oregon, Virginia, Washington), in Lateinamerika (Mexiko, Argentinien, Chile, Uruguay) sowie in Australien und Südafrika. Doch werden die Nebbiolo-Spitzenweine immer noch Italien in Verbindung gebracht - denn nur in seiner Ursprungsregion findet die anspruchsvolle Rebsorte ideale Bedingungen vor, weshalb man sie fast ausschließlich in den berühmten Piemont-Weinbaugebieten wie Barolo, Langhe und Alba anfindet.