Sauternes ist weit über die Grenzen von Frankreich hinaus für seine Feinheit und Komplexität bekannt und nimmt in der kleinen Welt der Spitzen-Süßweine einen besonderen Platz ein, der insbesondere durch das kultige Château d'Yquem symbolisiert wird.
Was versteht man unter einem Sauternes?
Weltklasse-Süßweine aus Bordeaux
Sauternes ist zu allererst eine Appellation in Frankreich - und eine der raren Süßwein-Appellationen der Welt. Die hier erzeugten hoch qualitativen edelsüßen Weißweine gelten nicht umsonst als flüssiges Gold: Die berühmte Bordeaux-Klassifikation von 1855, in der etwa 60 etablierte Top-Weingüter aufgeführt sind, unterstreicht mit der Aufnahme von 26 Sauternes die große Bedeutung dieser edlen Weine innerhalb der Spitzenweine des Bordelais: Das Weinbaugebiet kann mit 10 Premiers Crus und 15 Deuxième Cru-Weingütern aufwarten, sowie dem einzigartigen Premier Cru Supérieur, dem legendären Château dʼYquem.
Die Edelfäule: Was macht Sauternes so süß?
Sauternes verdanken ihren besonderen Geschmack der berühmten „Edelfäule“, der Botrytis cinerea, dem Pilz, ohne den sie nicht existieren würde. Das Mikroklima, das das Weinbaugebiet genießt, in Verbindung mit der großen Rolle, die der Ciron (ein kleiner Nebenfluss der Garonne) spielt, ermöglicht die Entwicklung der Edelfäule dank der Feuchtigkeit der Morgennebel im Herbst, die sich auf den Beeren absetzen. Die Botrytis hilft, die Beeren, durch Konzentration des natürlich vorhandenen Zuckers (221 g/l nach den Spezifikationen der Appellation) auszutrocknen und die für Sauternes so besonderen Aromen zu entwickeln.
Ein hervorragendes Lager-Potenzial
Charakterisiert durch eine schöne aromatische Frische mit Zitrusnoten in ihrer Jugend, haben Sauternes-Weine eine hervorragende Eignung für die Alterung, die es ihnen erlaubt, ihre Komplexität mit einer schönen Opulenz im Mund und einer charakteristischen Säure zu entwickeln. Ein Sauternes kann problemlos mehrere Jahrzehnte im Weinkeller ausharren - vorausgesetzt, er wird richtig gelagert.
Das Terroir von Sauternes
Das am linken Ufer der Garonne, etwa 30 Kilometer südlich von Bordeaux gelegene Süßwein-Paradies umfasst eine Fläche von 1.557 Hektar und 5 Gemeinden: Sauternes, Barsac, Bommes, Fargues und Preignac, wobei die beiden ersten Appellationen bei weitem die berühmtesten sind.
Der Weinberg von Sauternes ist auf einem steinigen Boden gepflanzt, der aus Kies und Kieselsteinen auf Kalkstein mit Tonadern besteht.
Die Rebsorten
Obwohl der Sémillon die wichtigste Rebsorte der Bordeaux-Appellation Sauternes ist, werden auch Sauvignon Blanc und Muscadelle in den edlen Süßweinen verschnitten.
Niedrige Erträge
Die Erträge von Sauternesweinen fallen überdurchschnittlich tief aus. Sie belaufen sich auf 9 - 15 Hektoliter pro Hektar, d. h. etwa 1500 - 2000 Flaschen.
Das Geschmacksprofil von Sauternes-Weinen
Flüssiges Gold aus Frankreich
Die Bezeichnung „Edelfäule" mag paradox klingen und bei so manchem Wein-Enthusiasten einen scheinbaren Widerspruch hervorrufen. Es handelt sich um eine Symbiose aus etwas ungemein Kostbarem und einer Laune der Natur, welche ein Erzeugnis auf eine positive Weise geschmacklich transformiert. Als geradezu flüssiges Gold ist ein Sauternes-Wein das Ergebnis eines langen und kostspieligen Prozesses für die Erzeuger, da die Spezifikationen der Appellation den Ertrag pro Hektar auf 25 hl begrenzen. Bei den selektivsten Eigenschaften entspricht ein Rebstock einem Glas Wein entgegen einer Flasche unter normalen Umständen.
Sauternes Chateaux: Cru Classé soweit das Auge reicht
Yquem, Rieussec, Peyraguey, La Tour Blanche, Suduiraut ...: Im Rahmen der Bordeaux-Klassifizierung von 1855 wurden 26 Weingüter als Cru Classé eingestuft, die jeweils ihre eigene Typizität zum Ausdruck brachten und maßgeblich zum Ruhm der französischen Süßweine beitrugen, allen voran das Premier Cru Supérieur klassifizierte Kultweingut Château Yquem.
Château d'Yquem
Chateau d'Yquem, eines der berühmtesten Weingüter der Welt, produziert ausschließlich Weißwein. Seit 1999 ist das Weingut, dessen Tropfen zu den teuersten der Welt gehören, im Besitz des französischen Luxusunternehmens LVMH. Die Erträge von Yquem sind sehr niedrig und die Lese erfolgt in mehreren selektiven Durchgängen. Die Aromenvielfalt dieser kostbaren Nektare reicht von Früchten (Aprikose, Orange, Pflaume), über Vanille, Toast bis zu würzigen Noten (Zimt, Safran, Lakritze) und umschmeicheln seidig den Gaumen.
Die Weine von Yquem gehören zu den besten Süßweinen der Welt und werden regelmäßig von der internationalen Weinkritik mit Höchstnoten ausgezeichnet.
Rieussec
Château Rieussec wurde im 18. Jahrhundert von den Karmelitermönchen von Langon gegründet, die es bewohnten und verwalteten. Während der Französischen Revolution wurde das Anwesen konfisziert und als „Nationalgut“ verkauft. 1855 wechselte es den Besitzer, ein wichtiges Datum in seiner Geschichte, da es die Anerkennung seines Terroirs als Premier Cru Classé de Sauternes bedeutete.
Château de Malle
Das als historisches Monument klassifizierte Château de Malle, wurde am Anfang des 17. Jahrhunderts durch Jacques de Malle erbaut. Chateau de Malle verblieb seither im Besitz der gleichen Familie. Das Château profitiert von seiner Lage: Es liegt inmitten zweier Bordeaux-Weinbaugebiete liegt: der Appellation Graves und Sauternes. Im Rahmen der berühmten Bordeaux-Klassifikation von 1855 machten die Weine von Château de Malle vor allem durch ihre wunderschöne goldene Farbe auf sich aufmerksam.
Château Lafaurie-Peyraguey
Château Lafaurie-Peyraguey, ein Premier Grand Cru Classé von Sauternes, gehört zu den prestigeträchtigsten Namen der symbolträchtigen Süßwein-Appellation im Süden der Region Bordeaux. Dieses sehr alte Weingut, dessen Ursprünge bis in das 12. Jahrhundert zurückreichen, hat die Epochen mit Glanz und Prestige durchlaufen. Seit der Übernahme durch den Grand-Cru-Liebhaber und Geschäftsmann Silvio Denz, der auch Geschäftsführer des Hauses Lalique ist, hat Lafaurie-Peyraguey eine wahre Revolution mit einem qualitativen Aufstieg erlebt, der es in die Riege der größten Sauternes-Weine schaffte.
Château La Tour Blanche
Das im 18. Jahrhundert erbaute Château La Tour Blanche beherbergt heute die École de Viticulture et d'Œnologie La Tour Blanche. Das im Rahmen der Bordeaux-Klassifizierung von 1855 zum Premier Grand Cru Classé de Sauternes ausgezeichnete Château La Tour Blanche befindet sich seit 2010 im Besitz der Region Nouvelle-Aquitaine und dient nunmehr pädagogischen Zwecken, während es weiterhin die Geschichte der großen Weine von Sauternes schreibt.
Château Suduiraut
Das Premier Cru Classé-Weingut Château Suduiraut kann auf eine Geschichte zurückblicken, die bis ins Jahr 1592 reicht. Das Spitzenweingut aus Sauternes verfügt über fast 200 Hektar Land, wovon 92 Hektar mit Reben bepflanzt sind. Die Rebsorte Sémillon stellt mit 90 % den größten Anteil an der Rebfläche nach Sauvignon Blanc mit 10%. Das durchschnittliche Alter der Reben liegt bei 25 Jahren und die Bestockungsdichte liegt bei 7.000 Rebstöcken/Hektar.
Château Climens
Etwa 40km von der Stadt Bordeaux entfernt liegt das 30 Hektar große Château Climens auf dem höchsten Punkt der Appellation Barsac liegt - sprich 20m über dem Meeresspiegel. Das hier herrschende einzigartige Mikroklima ermöglicht die Entwicklung des Pilzes Botrytis Cinerea der den Trauben die notwendige Edelfäule verleiht. Die hier erzeugten Weine rangieren unter den besten Süßweinen der Welt.
Wie trinkt man Sauternes?
Trinktemperatur
Die ideale Trinktemperatur hängt vom Restzuckergehalt des jeweiligen Weines und vom Alter ab: Ein älterer Sauternes-Wein sollte idealerweise bei einer Temperatur zwischen 12 und 14 Grad ausgeschenkt werden, ein jüngeres oder sehr süßes Exemplar eher bei 8 Grad.
Food-Pairing
Sauternes-Weine werden häufig mit festlichen Mahlzeiten assoziiert, der Wein harmoniert wunderbar mit den überraschendsten (und nicht immer einfach zu kombinierenden) Speisen. So harmonieren die edlen Nektare perfekt zum Dessert. Darüber hinaus sind sie eine herrliche Begleitung zu asiatischer Küche, Blauschimmelkäse und Leberpastete.
Barsac - die andere Süßwein-Appellation von Bordeaux
Ein Barsac darf sich Sauternes nennen - umgekehrt ist das nicht möglich ist. Dies lässt sich insbesondere durch gewisse stilistische Unterschiede erklären: Im Vergleich zu den opulenteren Weinen aus Sauternes, Bommes und ähnlichen Orten, zeichnen sich die Weine aus Barsac durch frischere Noten aus: Barsacs sind extrem fruchtig, frisch haben eine unglaubliche Konzentration mit zugleich angenehmer Eleganz.